Donnerstag, 11. Juli 2013

Tourentipp: Dr schöne grüene Aare naa

Auch Stiller Has wissen sie zu schätzen: Die schöne grüne Aare. Und wir wollen der Hasen Aufforderung nachkommen und mit unseren Velos dr Aare na velöle. Es lässt sich familiengerecht in einer Woche von Meiringen, wo die Aare eher milchig-weiss als grün ist, gemütlich nach Biel radeln. Wir starten mitten in den Bergen des Haslitals und beenden die Velowoche in Biel im Mittelland, am Fusse des Juras.
Die offizielle Aareroute startet in Oberwald und beginnt gleich mit dem Grimselpass. Da dies nicht kindergerecht ist, starten wir in Meiringen, das bequem mit dem ÖV erreichbar ist. In sechs Etappen steuern wir Biel an. Dies lässt uns Gelegenheit, den Kindern wohlverdiente Ruhetage zu gönnen. Eine Fahrt mit der Dampfbahn auf das Brienzer Rothorn, ein Besuch des Tierparkes Dählhölzli oder des Papilioramas in Kerzers bringen Abwechslung zum Radfahren. Auch die vielen Badeanstalten versprechen an heissen Tagen Abkühlung, und um den Durst zu löschen, finden wir immer wieder ein angeschriebenes Haus.
Start in Meiringen


Meiringen – Brienz
Die erste Etappe ist ideal zum Einrollen. Gleich beim Bahnhof Meiringen können sich die Kinder auf dem angrenzenden Spielplatz nach der langen Zugfahrt austoben.
Bevor wir richtig loslegen, lohnt sich eine Besichtigung der Aareschlucht. An dieser Stelle hat sich die Aare tief in den Fels gefressen und eine imposante Kulisse geschaffen. Besonders nach Regenfällen drängen sich beeindruckende Wassermassen durch die Schlucht, die an der engsten Stelle nur einen Meter breit ist.
Erst mal austoben nach der langen Zugfahrt
Nach diesem spannenden Auftakt können wir nun den Wegweisern der nationalen Veloroute 8 folgen. Diese führen uns auf Nebenstrassen zur linken Talseite. Beachten Sie die Aare beim Überqueren: Sie ist hier noch milchig-trüb, gefangen im schnurgeraden Bachbett, das nur dazu dient, das Wasser abzutransportieren. Auf den Strassen, die wir nun befahren, herrscht nur sehr wenig Verkehr. Linker Hand bäumen sich mächtige Felswände auf, die rechte Talseite wird durch die Rothornkette begrenzt. Ein Blick zurück lohnt sich: Wir sehen den Bänzlauistock, der über der Susten- und der Grimselstrasse wacht, und die schneebedeckten Berge des Grimselgebietes.
Es geht los!
Wer nicht auf Lärm von Kampfjets steht, sollte am Wochenende starten, da an den Arbeitstagen reger Flugverkehr auf dem Flugplatz Meiringen herrscht. Gemütlich radeln wir an Bauernhöfen vorbei, bis wir an den Brienzersee kommen. Dort bietet sich eine ideale Badegelegenheit. Das Wasser ist sehr sauber, angesichts der Tatsache, dass die Zuflüsse mehr oder weniger direkt Gletschern entspringen, ist es auch sehr erfrischend. An einem heissen Sommertag ist somit eine Abkühlung garantiert. Das Ziel der ersten Etappe ist nun nicht mehr weit. In Brienz können wir in einem der zahlreichen Wirtschaften den angestauten Durst löschen. Für die Kinder gibt es direkt am See ein Wasserspiel mit Pumpen, Turbinen und Wasserrädern, die auch Erwachsenen Spass bereiten.

Brienz – Interlaken
Nachdem die erste Etappe zum Aufwärmen war, geht es nun richtig zur Sache. Kaum gestartet in Brienz, stehen uns 150 Höhenmeter bevor zu den Giessbachfällen. Für diese lohnt sich aber die Anstrengung, denn die Kaskaden ergiessen sich über mehrere Steilstufen in den Brienzersee. Ein gut ausgebauter Wanderweg erlaubt einen Rundgang, auch hinter dem tobenden Wasser durch. Am Fusse des Wasserfalls steht das Grandhotel Giessbach, das über die älteste Standseilbahn Europas (eröffnet 1879) mit der Schiffstation Giessbach verbunden ist.
Giessbachfälle

Hotel Giessbach
Bei der Weiterfahrt irritiert ein Schild: „Achtung Absturzgefahr“. Da wir hier aber auf einer zwei Meter breiten Forststrasse fahren und das nicht sehr steile Bord mit Bäumen bewachsen ist, ist diese Gefahr als eher gering einzuschätzen. Obwohl wir von Wald umgeben sind, können wir immer wieder einen Blick auf den See und die Berge erhaschen. Eine längere Abfahrt führt uns nach Iseltwald. Die offizielle Route leitet um das Dorf herum, aber ein Abstecher lohnt sich: Wunderschöne, uralte Berner Holzhäuser bilden den Dorfkern. Im Zentrum lädt ein Spielplatz die Kinder zum Herumtoben ein.
Am Brienzersee

Entspannen beim Spielen am See
Nun stehen uns nochmals gut 100 Höhenmeter Aufstieg bevor. Nachdem auch diese geschafft sind, geniessen wir die Abfahrt, bis wir wieder auf Seehöhe angelangt sind. Bis Bönigen führt die Strasse direkt dem See entlang. Das Delta der Lütschine lädt mit Sand, Steinen und Wasser nochmals zum Verweilen und Spielen ein, bevor wir Interlaken erreichen.

Interlaken – Thun
Der Radweg führt von Interlaken auf der linken Seeseite der Hauptstrasse und der Autobahn entlang. Nicht wirklich angenehm. Wir verladen deshalb aufs Schiff und geniessen die Seerundfahrt bis Spiez. Ab hier heisst es wieder selber strampeln.
Interlaken
Nach Spiez
Schnell sind wir wieder auf Nebenstrassen. Nun folgen wir aber nicht immer den Aareroute-Wegweisern, sondern zweigen bei Zuberstutz nach Oberguet ab und fahren weiter durch den Rustwald. Bei Gesige, P. 611, treffen wir wieder auf die Aareroute. So haben wir einen schönen Wald erlebt und dafür den Autobahnlärm vermieden. Auf einer imposanten Brücke, wo Nicht-Schwindelfreie besser stur geradeaus schauen, überqueren wir die Kander. Im Glütschbachtal bieten sich uns verschiedene Möglichkeiten, die Stollenreifen zu testen, denn es gibt einige kleine Wege, die die Herzen der Kinder höher schlagen lassen. Bei Punkt 589 treffen wir auf eine Aspahltstrasse.
Bei den Rindfleischhöhlen

Aber statt dieser zu folgen, zweigen wir links ab, vorbei an militärischen Gebäuden und folgen weiter dem Wanderweg. So kommen wir zu den sogenannten „Rindfleischhöhlen“. Die Tropfsteingebilde mit dem roten Algenüberzug erinnern an aufgehängte Fleischstücke, deshalb dieser etwas ungewöhnliche Name. Wir folgen weiter Waldstrassen und schmalen Wegen durch eine zauberhafte Gegend. In Amerika (das heisst wirklich so) verlassen wir den Wald und fahren durch Allmendingen zur Thuner Allmend. Je nach Interesse kann man hier den Panzern oder den Falken zuschauen. Noch wenige Minuten durch die Aussenquartiere, und schon ist Thun erreicht.

Thun – Bern
Mit dieser Etappe verlassen wir das Berner Oberland endgültig und lassen die Berge hinter uns. Entsprechend flach ist unsere Route diesmal, wir folgen wenn immer möglich der Aare.
Thun
Gleich nach Thun biegen wir links ab und nehmen den Weg am Fluss. Für die Kinder bieten sich immer wieder Gelegenheiten, am Fluss zu spielen.


Bei der Mündung der Rotache in die Aare verlassen wir diese und fahren Richtung Kiesen. Über Felder fahren wir bis Münsingen und überqueren dort die Aare.
Aarefähre
An heissen Tagen bietet sich hier eine Abkühlung im Parkbad. Durch Wälder und über Felder kommen wir zum Flugplatz Belp. Das Ziel ist nun nah. Entweder folgen wir den Wegweisern der Aareroute in die Stadt, oder, was sicher spannender ist, wir nehmen die Fähre über die Aare. Gegen eine kleine Entschädigung führt uns der Fährmann über den Fluss. Und das ohne Motor, nur mit Hilfe der Strömung. Auf der anderen Seite wartet das Restaurant Fähri, wo wir unseren Durst stillen können, bevor es nochmal richtig ansteigt in die Stadt.

Bern – Aarberg
Vor dem Bundeshaus
Bern bietet genug Interessantes für einen Ruhetag, aber wir wollen ja velölen. Über die Längassstrasse verlassen wir Bern, beim Kreisel tauchen wir in den Wald ein – und geniessen die Ruhe! Eben noch in der lärmigen Stadt – jetzt in der Natur. Grösser könnte der Gegensatz nicht sein. Wir durchqueren nun den Bremgartenwald. Es lohnt sich, die Karte gut anzuschauen. Die offizielle Route führt über eine Asphaltstrasse, es gibt aber viele Forststrassen und kleine Wege, die für Bike-Kids viel spannender zum Fahren sind.
Falsche Richtung, macht aber mehr Spass
Bei Hinterkappelen sind wir wieder auf der Aareroute, diese folgt nun dem Wohlensee. Dieser entstand um 1920 durch den Bau des Wasserkraftwerkes Mühleberg. Stetes Auf und Ab zeichnet die Strecke aus. Wegen den vielen Kraftwerken fliesst die Aare sehr gemächlich dahin. Allein zwischen dem Wohlensee und Aarberg nutzen deren drei das Wasser, dazu kommt noch das AKW. Und mit etwas Glück sieht man noch einen blau schillernden Eisvogel. Bei Golaten müssen wir  nochmals eine Steigung bewältigen, bevor es bei Niederried wieder zur Aare zurück geht. Der Rest ist noch ein Ausfahren bis Aarberg.

Aarberg – Biel
Ofenhaus in Bargen
Ab Aarberg bis zur Mündung in den Bielerseee (wo nochmals ein Kraftwerk das Wasser turbiniert) heisst die Aare nun Aare-Hagneck-Kanal. Eine Tafel erinnert an die Festung Aarberg, die aus Angst vor den Franzosen ab 1831 gebaut wurde. Richtung Südwesten erstreckt sich das Berner Seeland, das berühmt ist für den Gemüseanbau. Eine weitere Besonderheit der Gegend sind die Ofenhäuser, wo früher, aber auch heute noch zum Teil, gemeinschaftlich gebacken wurde.
Im Bielersee sehen wir die bekannte St. Peters-Insel, die mit der ersten Juragewässerkorrektion zur Halbinsel wurde, indem der Pegel des Sees gesenkt wurde.
Dunkle Wolken ziehen auf
Biel
Wir folgen nun mehr oder weniger dem Ufer bis nach Biel. Eigentlich ist die Tour nun hier fertig, aber es lohnt sich, nochmals eine Nacht anzuhängen, um genug Zeit zu haben für die Stadtbesichtigung.

Bonustour: Biel – Selzach
Mit dieser gemütlichen Etappe lassen wir die Woche ausrollen. Es gibt keine nennenswerten Steigungen mehr. Diese sind den Schiffen vorbehalten: Bei Port sorgt eine Schleuse dafür, dass die Aare bis Solothurn schiffbar ist. Ohne vom Autoverkehr belästigt zu werden, fahren wir direkt der Aare entlang. Und ausnahmsweise lohnt es sich, in der Höll Halt zu machen, so heisst nämlich die Gegend vis-à-vis von Meienried. Sie bildet einen Teil der Alten Aare und ist besser bekannt unter Häftli. Dort befindet sich ein Beobachtungsturm, wo sich sehr gut Vögel wie der elegante Silberreiher oder der Eisvogel beobachten lassen.
Häfti
Büren an der Aare
Weiter geht die Fahrt am schönen Städtchen Büren an der Aare vorbei. Bis Altreu folgen wir fast immer der Aare, die hier eine beachtliche Breite aufweist (erinnern Sie sich noch an die Aare in Meiringen?). Altreu ist bekannt für seine Storchenkolonie, die von Max Bloesch ab 1948 aufgebaut wurde. Ihm ist es zu verdanken, dass der Storch heute wieder in der Schweiz brütet. Von Altreu ist es nicht mehr weit bis Selzach, wo unsere Tourenwoche definitiv endet.

Weitere Infos:
www.veloland.ch
www.haslital.ch
www.interlaken.ch
www.thuntourismus.ch
www.bern.com
www.biel-seeland.ch

Diese und andere Touren vorwiegend abseits des Mainstreams finden Sie in diesem Führer:

Weitere Touren aus diesem Führer:
  • Mittelland-Route Solothurn - Lausanne
  • Rheinroute Disentis - Schaffhausen
  • Zugerberg-Rundtour
  • Menziken - Sempach - Schöftland
  • Willisauer Rundtour
  • Beinwil - Schwarzenbach - Ermensee - Meisterschwanden
  • Lenzburg - Wohlen - Bremgarten - Melligen - Lenzburg
  • Zurzach - Döttigen - Lengnau - Zurzach
  • Der Töss entlang von Gibswil nach Winterthur
  • Klein Biketour bei Pontresina
Wer Interesse hat, kann ihn bei mir beziehen.

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