Mittwoch, 3. September 2014

Familienplausch rund um die Windgällenhütte

Der SAC Homberg führte am letzten Augustwochenende seine traditionelle Familientour durch. Das Ziel war die Windgällenhütte im Urner Maderanertal, wo es diverse Klettermöglichkeiten gab. Das Maderanertal ist ja bekannt für seine Ursprünglichkeit und Naturidylle. Ob dem wirklich so ist, wollten wir herausfinden.
Am Schwarz Berg kann man auch klettern

Die Anfahrt von Amsteg nach Bristen ist nichts für schwache Autofahrernerven. Die schmale Strasse windet sich auf engstem Raum steil empor. Innert kürzester Zeit überwanden wir einen enormen Höhenunterschied. Mit der Seilbahn von Bristen nach Golzern gewannen wir nochmals auf die bequeme Art viele Höhenmeter. Danach war es allerdings fertig mit faulenzen. Gleich nach der Bergstation wählten wir den Weg über Oberchäseren. Ein steiler Pfad wand sich im Zickzack hoch. Von der Landschaft bekamen wir nicht viel mit, zu dicht war der Nebel. Wie in Watte gehüllt stiegen wir über die Weiden empor. Nach gut der Hälfte gingen die Weiden über in krautige Bergwiesen, wo der giftige Eisenhut blühte. Dass auch das Maderanertal vom schlechten Wetter nicht verschont blieb in diesem Sommer, sah man dem Weg an, er war dreckig und rutschig. Bei Oberchäseren legten wir einen Halt ein, und es machte den Anschein, als würde bald die Sonne durch den Nebel brechen.

Der feuchte Sommer hinterlässt buchstäblich Spuren

Bei Oberchäseren
Der Weg verlief nun nicht mehr so steil, in ständigem Auf und Ab schlängelte er sich dem Hang entlang. Zwischendurch sahen wir durch ein Loch in der Nebeldecke einen Gipfel auf der anderen Talseite. Das war dann für heute aber auch schon das höchste der Gefühle. Eine grosse Schwemmebene kündigte das Ziel an, denn oberhalb dieser thronte die Windgällenhütte. Auf der Terrasse war nun eine grosse Pause angesagt. Von der Hüttencrew wurden wir mit einem Willkommenstee begrüsst. Eine nette Geste, man fühlte sich sofort wohl hier. Nach der Pause wollten die Jungen klettern, die Älteren die Gegend erkunden. Die Wanderer folgten zuerst dem weiss-blau-weiss markierten Pfad. Immer wieder trafen sie auf Dolinen, die hier in der Gegend zahlreich vorhanden sind. Eine war besonders gross, ein riesiger Krater mitten auf der Weide. Beim Abstieg wurde uns die Macht des Wassers vor Augen geführt. Ein ausgewaschenes Bachbett und riesige Schutthalden zeugen von mächtigen Gesteinsverschiebungen des Baches, dem wir nun folgten. Das erklärte auch die riesige Kiesebene unterhalb der Hütte. Wo heute nur ein paar Pionierpflanzen wachsen, war früher eine saftige Weide! Sie wurde, wie so vieles andere mehr im Maderanertal, beim Unwetter 2005 zerstört. Beim Nachtessen waren wir wieder alle vereint. Das aufgetischte Curry-Reis war S-E-N-S-A-T-I-O-N-E-L-L, wir liessen nichts mehr übrig und leerten alle Töpfe!
Das war wohl der sonnigste Moment
Windgällenhütte, Epp-Hütte und der Ortliboden
Die riesige Doline

Klettern trotz Nebel

Die Nacht war sternenklar, zum ersten Mal waren die Umrisse der umliegenden Gipfel zu sehen. Das liess für den nächsten Tag hoffen. Doch welche Enttäuschung beim Aufstehen: Oben dicke Wolken, unten Nebel, dazwischen wir. Es eilte also nicht. Nach dem Frühstück die Umfrage: Wer hat Lust auf was? Die Mehrheit war wider Erwarten fürs Klettern, also machten wir uns auf zum „Hausblock“, einem frei stehenden Felsen. Dort war die Wahrscheinlichkeit am grössten, dass der Fels trocken ist. Tatsächlich, er war kletterbar, so dass wir uns flugs bereit machten und in die ersten Routen einstiegen. Keine war länger als 15 Meter, aber es machte Spass. Die Älteren nahmen es gemütlich und schauten den Jungen zu, wie sie gewandt die Schwierigkeiten überwanden. Von einfach bis überhängend hatte es für alle etwas. Die Jüngsten hatten irgendwann genug, sie vergnügten sich an einem der zahlreichen Bächlein. Mit Eifer stauten sie dieses, bis es einen anderen Lauf nahm. Nach der Mittagspause packten wir zusammen und kehrten zur Hütte zurück. Immer wieder drückte die Sonne durch den Nebel, aber ganz löste er sich nie auf.
Am "Hausblock"





Für den Abstieg wählten wir den weniger steilen Weg am Golzernsee vorbei. Heidelbeersträuchern am Wegrand blieben nicht unangetastet, zu verlockend waren die blauen Beeren. Es wurde immer dunkler und kühler, es kündigte sich eine Kaltfront an. Bald erreichten wir den Wald und erblickten erstmals den Golzernsee. Beim Weiler Golzern hätte es sehr einladende Bergbeizen gehabt, aber unsere Jungen eilten uns davon. Zudem setzte nun auch noch Regen ein. So schleppten wir wenigstens die Regenjacken nicht vergebens mit. Der Weg von Golzern zur Seilbahnstation war mehr oder weniger eben. An jeder Hausecke hätte man Kristalle kaufen können, aber die Kinder hatten selber schon viele Schätze gesammelt. Die Seilbahn führte uns wieder an den Ausgangspunkt zurück, wo die Tour erfolgreich und ohne Zwischenfälle endete.

Der erste Blick auf den Golzernsee
Sähe noch einladend aus
Zum Glück gibt es noch Panoramatafeln
Ein Blick auf die Webcam der Windgällenhütte am nächsten Morgen zeigte uns, dass wir noch gut davon gekommen waren mit Nebel und Regen: Um die Hütte lagen rund fünf Zentimeter Schnee! Und war das Tal jetzt so romantisch wie erwartet? Wir wissen es nicht, denn wir hatten nicht allzu viel davon gesehen. Was wir gesehen hatten, machte aber Lust auf mehr.

Infos

Anreise: Von Erstfeld mit dem Postauto zur Talstation der Golzernbahn (Bristen)
Ausgangspunkt: Begstation Golzernbahn
Aufstieg: Bergstation Golzernbahn - Oberchäseren - Bernetsmatt - Windgällenhütte
Zeit: 2 Stunden
Distanz: 4 Kilometer
Höhenmeter: 690 m
Abstieg: Windgällenhütte - Seewen - Bergstation Golzernbahn
Zeit: 1.5 Stunden
Die Windgällenhütte ist bestens geeignet für Familien. Es gibt viel Abwechslung: Klettern, Kristalle suchen, sogar Fussball kann gespielt werden, auf der Schwemmebene stehen zwei Tore. Ruhesuchende kommen hier ebenfalls auf ihre Kosten, denn es gibt keinen Handyempfang.








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