Samstag, 14. Februar 2015

Ein Notprogramm vor der Haustüre mit Schnee und Eis

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Statt auf den Albis wanderten wir auf den Homberg vor unserer Haustüre. Dass dies trotzdem viel Spass machte, versteht sich fast von selber, waren doch zwei wichtige Faktoren gegeben: Schnee und Eis. Da konnte auch die konstante Bise die Stimmung nicht trüben.


Unser Plan für den Samstag war folgender: Wir fahren auf den Albispass und wandern auf das Albishorn. Also in unser Auto steigen und wegfahren. Wuuuh, wuuh, wuh. Nix. Batterie leer! Also Notprogramm: In einer Viertelstunde fährt der nächste Zug. Sehrkurzentschlossen disponieren wir um, entledigen uns von allem Unnötigen und gehen zum Bahnhof. Ziel: Zetzwil, das sind nur ein paar Stationen. Tja, Heimat statt Neues. Macht nichts, von dieser Seite habe ich den Homberg noch nie erklommen. Wir steigen gleich hoch, oberhalb des Dorfes packt uns auch gleich die Bise. Wir folgen dem Wanderweg, aber wir sind anscheinend die einzigen, die sich in den letzen Tagen dafür entschieden haben. Wir stapfen durch knöchelhohen Schnee, die Kinder können auf dem Schnee gehen. Der Wind hat ganze Arbeit geleistet. Der Hochnebel enthält uns die Sonne vor, dafür bleibt so der Schnee erhalten. Silvan pflanzt auf jeden Pfosten, der den Weg markiert, einen Schneeblock. So entsteht ein regelrechter Skulpturenweg.

Die Kinder toben im Schnee herum, Klettern auf Siloballen und hüpfen von einer zur anderen, springen von Wurzelstöcken in den Schnee, kurz: Sie geniessen den Schnee wie Kinder. Früher.
Kurz bevor wir den Wald erreichen, sehen wir darin zwei Rehe flüchten. Im Wald sind wir nun geschützt vor der Bise. Die Bäume sind immer noch schneebedeckt, es sieht märchenhaft aus. Bei der Waldhütte Zetzwil legen wir eine Pause ein und schlürfen warmen Tee, bevor wir weiter hoch steigen zum Homberg. Die schneebedeckten, kleineren Bäumchen hängen über die Waldstrasse. Das verlockt die Kinder dazu, an den Ästen zu rütteln und uns mit Schnee einzudecken. Je höher wir kommen, desto mehr Schnee liegt.

Wir haben keine Karte dabei, aber zum Glück gibt es ja heute diese elektronischen Helferlein, mit denen man sich auch orientieren kann. Da drauf entdecke ich einen schmalen Pfad, den wir dann auch wählen. Vor uns hüpfen Vögel im Geäst: Gimpel! Diese sieht man nur noch selten, umso erfreuter sind wir. Das Weglein entpuppt sich wieder als Spielwiese für die Kinder, sie versuchen, uns Hinterhalte zu legen und mit Schnee einzudecken.






So schön, wenn praktisch vor der Haustüre so viel Schnee liegt! Bald kommen wir zum Restaurant Homberg, doch zuvor gibt es nochmals eine ordentliche Schneeschlacht.




Aber das Restaurant ist geschlossen, Res macht auch mal Ferien. Wir wechseln ein paar Worte, bevor wir nach Birrwil absteigen. Schon bald erblicken wir den Hallwilersee. Kaum kommen wir aus dem Wald, packt uns die Bise wieder. Wir ziehen die Halstücher höher. Bald sind wir in Birrwil, aber wir wollen an den See ins Restaurant Schifflände. In zehn Minuten soll man dort sein. Kaum zu glauben. Aber tatsächlich, es geht so steil zum See hinunter, dass wir es in dieser Zeit schaffen. Die Szenerie ändert sich von Schnee zu Eis. Aus dem Boden drückt Kammeis, das entsteht, wenn Wasserdampf aus den wärmeren in die kälteren Erdschichten aufsteigt.



Nachdem wir uns im Restaurant Schifflände, das dem treuen Leser inzwischen bekannt sein dürfte, aufgewärmt haben, setzen wir unseren Weg dem See entlang fort. Wir sind nun in eisigen Gefilden unterwegs, der Schnee ist hier verschwunden. Dafür zauberte die Bise am Ufer schöne Eisgebilde hervor. Eisbirnen in allen Grössen und Formen haben sich an Ästen gebildet, die ins Wasser hängen. Wasserbirnen entstehen von 0 Grad an abwärts durch ständiges benetzen, wie es durch Wellen geschieht, die jetzt durch die kräftige Bise relativ hoch gehen.






Die Natur bildet wunderschöne Kunstwerke. Die Wellen sind so hoch, dass das Wasser an einzelnen Stellen auf den Weg schwappt und dort gefriert. Wenn man sich nicht achtet, kann man leicht ausrutschen und dann... pflatsch, nimmt man ein eiskaltes Bad! Wir sind sehr einsam unterwegs, sind noch kaum anderen Personen begegnet. Aber jene, die wir kurz vor Beinwil antreffen, waren wohl völlig alleine unterwegs: Aus dem Wasser sind soeben zwei Taucher gestiegen! Dank einem Trockenanzug und einer Heizweste haben sie nicht gefroren, an Händen und Füssen wurde es gemäss ihren Aussagen aber schon ein bisschen kalt.






In Beinwil verlassen wir die eisige Landschaft und steigen hoch ins Dorf. Dort treffen wir aber bereits wieder auf Eis: Der Brunnen im Kreisel läuft das ganze Jahr, dementsprechend ist er wunderbar vereist.
Bald erreichen wir durch den Sonnergerwald wieder unser Zuhause, wo das Auto immer noch regungslos steht. Ha, ha, wir können uns auch ohne dich amüsieren! Kosten tut es trotzdem wieder.

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