Sonntag, 7. Juni 2015

Eine Sommerskitour auf der Göscheneralp

Wie jedes Jahr fand auch dieses Jahr die Endskitour des SAC Homberg statt. Wegen der gesperrten Schöllenen war unser Ziel der Blaubergstock anstelle des Kleinen Furkahornes. Kein berühmter Name, aber deswegen machen wir um diese Jahreszeit auch keine Skitouren, sondern weil es jedes Mal ein spezielles Erlebnis ist: Um drei Uhr losfahren, in der anbrechenden Dämmerung starten, zur Znünipause auf dem Gipfel, vor dem Mittagessen wieder im Tal.
Skis anziehen in der Morgendämmerung

Mitten in der Nacht fuhren wir also auf die Göscheneralp. Um fünf Uhr begann es zu dämmern, wir buckelten der Saison entsprechend die Skis, überquerten den Damm und folgten dann dem Bergwanderweg, der um den See herum führt. Bald einmal stiegen wir links hoch zum Schnee, wo wir endlich die Skis anziehen konnten. Es war aber ein mühsames Gehen, der Schnee war von Furchen und Gräben durchzogen, die das Schmelzwasser verursacht hatten. Und zwischendurch hatte es gar keinen Schnee mehr, so dass wir die Skis über ein Geröllfeld tragen mussten. Auf einem Felsblock genehmigten wir uns eine kurze Pause, pünktlich zum Sonnenaufgang. Wir genossen diese ersten Sonnenstrahlen, waren aber froh, dass der weitere Weg im Schatten der mächtigen Wänden des Vorder Feldschijen verlief.


Immer wieder trafen wir auf Hindernisse der schneefreien Art, was uns zwang, die Skis kurz auszuziehen, nur um sie ein paar Meter weiter wieder anzuziehen. Langsam kamen wir unserem Ziel näher. Nach eine flachen Passage bäumte sich nochmals ein Hang vor uns auf, der schon voll der Sonne ausgesetzt war. Trotzdem war der Schnee noch relativ gut. Vermeintlich oben angekommen, war das, wie es in den Bergen oft vorkommt, erst der Vorgipfel, den Hauptgipfel sah man erst von hier aus. Es galt, nochmals eine Felspassage zu überwinden. Inzwischen waren aber alle zu faul, die Skis auszuziehen, und das Wort "Skibergsteigen" bekam gleich eine neue Bedeutung. Mir fiel etwas pink-rotes auf auf dem Felsen. "Oh, eine Flechte?", dachte ich mir, bis ich bemerkte, dass es ein Fetzen Skifell war. Nun trennte uns nur noch ein kurzer Felsaufschwung vom Gipfel. Diesmal deponierten wir unsere Bretter aber, weiter ging es zu Fuss. Eine kurze Kletterpassage, ein paar Meter Schneestampfen, und der Gipfel war erreicht.




Kein spektakulärer, dafür war es die Aussicht umso mehr. Furka-, Gotthard- und Oberalppass hatten wir im Blickfeld, die Walliser Viertausender, allen voran das markante Weisshorn, leuchteten uns entgegen. Hoch oben stand der Mond. Vor uns erhoben sich die Berge des Tessins, gegen den Oberalppass zu jene von Graubünden. Eine wahre Gipfelparade liess unsere Herzen höher schlagen und uns von weiteren Bergabenteuern träumen.





Nach einer Pause stiegen wir zum Skidepot ab. Um diese Jahreszeit ist das Timing wichtig, damit man den Schnee zur rechten Zeit erwischt. Fährt man zu früh los, ist er noch hart, ist man zu spät dran, kämpft man mit Nassschnee. Wir fanden den richtigen Zeitpunkt, der Schnee war jedenfalls nicht weicher geworden seit dem Aufstieg. Und es war durchaus ein Vergnügen zu fahren. Unser erfahrene Tourenleiter fand immer wieder die richtigen Hänge in der richtigen Exposition. Je weiter wir aber nach unten kamen, desto weniger nützte die Erfahrung, denn der Schnee wurde nun immer knapper und schlechter, bis wir das Fahren endgültig aufgaben und die Latten wieder buckelten.
Kurze Kletterpassage zum Skidepot


Nicht mehr lohnend: Ab hier war es eher ein Kampf denn ein Vergnügen
Der Stausee und die Klettergebiete der Bergseehütte
 Der Rückweg war nun einfacher, da es abwärts ging. Wieder auf dem Staudamm, kamen uns die ersten sommerlich gekleideten Ausflügler eines Firmenanlasses entgegen, die uns ziemlich komisch anschauten. Zurück beim Auto, konnten wir uns endlich den Skihosen entledigen, die jetzt definitiv deplatziert waren bei den heissen Temperaturen, und auch auf ein leichtes Sommertenu umstellen. Den Abschluss der erfolgreichen Skitour und -saison feierten wir bei einigen Gläsern Après-Skitourgetränk* im örtlichen Restaurant.
Nach diesem schönen Abschluss stellen wir nun die Skis definitiv in den Keller bis zum nächsten Winter und wenden uns den Sommertouren zu, die aus Wandern, Klettern und Bergsteigen bestehen. Herzlichen Dank dem Tourenleiter für die gute Organisation und Leitung. Wir freuen uns schon auf nächstes Jahr.

Unsere Route verlief in der Bildmitte schräg links hoch
Weiter Bilder findest du auf Flickr.

*Auch bekannt als "Radler" oder "Panaché". Etwas vom besten nach einer Skitour.

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