Samstag, 15. August 2015

Natur im Locarnese

Nebst der grandiosen Natur auf unserer Vier-Täler-Wanderung gibt es auch rund um Locarno viel Natur zwischen den grässlichen Bauten, die überall in das Land hinein wuchern. Wir haben zwei Gebiete besucht.
Mündungsgebiet des Ticino

Bolle di Magadino

Unseren ersten Besuch statten wir der Bolle di Magadino ab, einem RAMSAR-Gebiet, also einem international bedeutenden und geschützten Feuchtgebiet. Es ist äusserst wichtig für die Zugvögel als Rastplatz vor oder nach der Querung der Alpen. 
Es ist, wie üblich in diesem Sommer, ziemlich heiss. Wir parkieren gleich nach der Überquerung des Ticino unsere Kiste und starten Richtung See. Der Wanderweg führt über einen breiten Damm und wird zum Glück von Bäumen beschattet. Die verschiedene Tafeln des Lehrpfades geben Auskunft über die Bolle und das Leben darin. Der Name "Bolle", Blase, rührt von den Gasblasen her, die durch das Sumpfgas (Methan) verursacht werden. Was das Gebiet hier und das Tessin generell hat: Ein massives Neophyten-Problem. Gebietsweise verdrängen Robinien, Götterbäume, Sommerflieder Palmen und andere fast die gesamte einheimische Flora. Auf der orographisch linken Seite gibt es drei Hides, Beobachtungshütten, die wir alle aufsuchen. Da es aber gegen Mittag zugeht und es (hatte ich das schon erwähnt?) heiss ist, ist praktisch nichts los, man sieht keine Tiere. Nur kleine Frösche hüpfen über den Weg. An einem Teich macht uns ein Paar auf Schildkröten aufmerksam. Es handelt sich dabei um amerikanische Schmuckschildkröten. Neozooen statt Neophyten. An einem schattigen Platz machen wir Pause, das Paar kommt wieder an uns vorbei. Ob wir die Schildkröten gesehen hätten? Ja, haben wir, aber das sind ausgesetzte Tiere. "Ah, Sie kennen sich da aus", meinte sie mit hörbarer Enttäuschung in der Stimme.
Von einem Hide aus sehen wir dann doch noch einige Vögel, darunter einen Grünschenkel. Wir machen uns auf den Rückweg, wieder möglichst dem Schatten nach.
Damit haben wir nur einen Teil des Gebietes gesehen. Somit haben wir beim nächsten Besuch einen Grund, die Bolle nochmals zu besuchen.





Maggiadelta

Das zweite naturnahe Gebiet, das wir besucht haben, ist das Maggiadelta, wo die Maggia in den Lago Maggiore mündet. Wir starten in der Nähe des Lido von Ascona. Da hat allerdings vorerst wenig mit Natur zu tun, jedenfalls auf der Landseite. Ein Golfplatz täuscht Natur vor. Dann kämpfen wir uns quasi (es ist immer noch heiss) durch die Quartiere, denn wir sind minimalem Konzept und ohne Karte unterwegs. Dabei passieren wir ein Feld, auf dem ein sonderbares Getreide wächst. Wir sehen uns das näher an: Es ist Reis! Das Maggiadelta ist der einzige Ort in der Schweiz, wo Risotto-Reis angepflanzt wird. Gemäss www.ticino.ch ist es sogar das nördlichste Reisfeld der Welt.
Schlussendlich erreichen wir die Maggia doch noch. Dieser spazieren wir im Schatten von Bäumen entlang und erreichen die Mündung. Dort ist allerdings nichts mit Naturschutzgebiet, die Motorboote reihen sich dort auf wie auf einer Schnur. Wir gehen dem Ufer entlang und folgen dann einem kleinen Pfad durch das Schilf. Dabei treffen wir auf immer neue Pfade, und auch auf einen seltsamen Kauz, der nur mit einem Rucksack bekleidet durch das Unterholz geht. Er ist wohl ebenso überrascht über die Begegnung wie wir. An der Maggia legen wir eine Pause ein, die Kinder spielen mit Sand und Steinen, sie bauen eine Piste für ihre Drahtbikes. Nach der Pause begeben wir uns wieder zu unserem Transportmittel zurück. Damit endet nicht nur diese Wanderung, sondern auch unsere Ferien.

Reisfeld
Mündungsgebiet

Weitere Bilder: Natur im Locarnese auf Flickr

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